Wenn man mit einer teuren Wärmebildkamera im Labor gearbeitet hat, dann wird man sicher viele Eigenschaften und Funktionen an der TC004-Lite vermissen. Aber um schnell eine Bewertung des Temperaturverhaltens einer elektrischen Anlage, einer elektronischen Schaltung, eines Netzteiles oder die Belastung eines Kabels oder Maschine zu beurteilen, ist die handliche Wärmebildkamera sehr praktisch. Mit einer IR-Auflösung von 160x120 hat man mehr Pixel als die sonst üblichen 60x60 Bolometerauflösung in dieser Preisklasse. Mit einer TISR genannten Softwarefunktion werden die Wärmebilder auf 240x180 hochinterpoliert, was eine angenehme Bilddarstellung ermöglicht. Die integrierte Zoom-Einstellung 1x/2x/4x erscheinen mir für die Praxis nicht sehr sinnvoll. Die Pixel werden zu Quadraten und man verliert etwas die Zuordnung zum Objekt, da keine hochauflösende Kamera für's Sichtbare vorhanden ist.
Die Menüführung ist etwas gewöhnungsbedürftig und das Manual bietet auch einen deutschsprachigen Teil. Der Text, in welcher Sprache auch immer, kann nicht alle auftretenden Fragen beantworten. Die deutsche Übersetzung ist teils missverständlich oder ruft ungewollt ein leichtes Schmunzeln bei der Wortwahl hervor. Leider sind die Parameter, die man im Bereich "Einstellungen" manipulieren kann, in keinem Kapitel erklärt.
Da die Funktionalität sehr wenig Extras umfasst, kann man die Bedienung auch durch Ausprobieren erfolgreich ergründen, ohne viel Zeit zu investieren. Angenehm sind die lange Akkulaufzeit, da auf stromfressende Extras wie WLAN u.a. verzichtet wurde. Mit einer Laufzeit von größer 10 Stunden kommt man problemlos über den Tag ohne ans USB-C Ladekabel zu müssen.
Wenn man im Betrieb seine Kabellosigkeit dauerhaft genießen möchte, ist eine Berücksichtigung des 512MB "kleinen" internen Speichers notwendig. Andererseits sind die Bilder auch nicht groß, das zum Wärmebild keine Kamera im sichtbaren Bereich gibt..
Die Auswahl der verfügbaren 5 Farbpaletten ist in Ordnung, da man sich meist für eine entscheidet. Ich finde es gewöhnungsbedürftig, dass man die automatisch Skalierung nicht unterbinden kann - oder ich habe das Menü an einer Stelle falsch interpretiert. So ist z.B. das helle leuchtende Gelb mal 22°C und im nächsten Bild 47°C. Die Farbskala wird auf den den minimalen und maximalen Wert alle Wärmepixel skaliert. Nützlich ist hier die Funktion, dass man sich im Bild drei Messpunkte anzeigen lassen kann, den minimalen Wert, den maximalen Wert und den Mittelpunkt des Bildes. Die drei Punkte sind auf dem Bildschirm farbig dargestellt und links oben im Display erscheinen die Temperaturen in °C (oder °F).
Der mögliche Temperaturmessbereich von -20°C bis 550°C ist in zwei Messbereiche aufgeteilt, -20°C bis 150°C und 100°C bis 550°C. Als Elektriker/Elektroniker kann man sehr gut mit dem ersten Messbereich leben. Als Mechatroniker oder Kfz-Elektriker kommt man schon mal über die die 150°C und würde vielleicht auch gern wissen was unter 100°C passiert, z.B. beim Blick in den Motorraum eines Autos. Da kann es schon lästig werden, dass die Messbereichsauswahl im Menü "Einstellungen" erfolgt. Eine Taste oder Tastenkombination wäre im Betrieb praktisch.
Nach zwei Tagen Nutzung sind sicher nicht alle Menüpunkte und Möglichkeiten ergründet, aber für einen aktuellen Elektor-Preis von 199 Euro hat man ein gut nutzbares Wärmebild mit einem Handheld-Gerät, welches neben dem Multimeter auf dem Werkstatttisch oder im Werkzeugkoffer liegen kann, um sofort benutzt zu werden.
Aus Sicht einer kleinen Firma hat das sehr gute Preis/Leistungsverhältnis den Charme, dass es weit unter der Investitionsgrenze liegt. Teurere Geräte packt man nach Gebrauch meist wieder sorgsam in den Gerätetransportkoffer, damit dem guten Stück nichts passiert. Die TC004-Lite ist ein Gerät für jeden Elektroniker, Elektrikerlehrling und Hobbyisten, denn Wärmeprobleme werden oft unterschätzt. Eine nicht korrekt angezogene Schraube an einer Steckdose oder Sicherung hat bei hohen Lasten schon mal einen Brand verursacht und auch ein falsch gepolter Elko erwärmt sich und kann explodiert oder das Elektrolyt läuft aus und beschädigt die Elektronik. Bei einer Auflösung von etwa 0,1°C sieht man auch kleine Temperaturunterschiede. Um die angegeben Messgenauigkeit von +/-2°C zu erreichen, sollte man sich etwas über Emissionsfaktoren und Oberflächenbeschaffenheiten und deren Einfluss bei der IR-Temperaturmessung informieren.
Ein Wärmebild sagt mehr als tausend Worte. Nach der kurzen Nutzungszeit möchte ich das TC004-Lite-Teil nicht missen. Das Gerät ist auf jeden Fall wesentlich objektiver als ein Finger, der mal schnell checked, ob der Transistor oder Widerstand heiß wird.
Vorteile:
- schnelle Einarbeitung/Inbetriebnahme
- hohe Akkulaufzeit
- brauchbare IR-Auflösung
- gute Displaydarstellung
- geringer Preis
Nachteile
- Manual unvollständig
- Menüführung sehr gewöhnungsbedürftig
- kleiner interner Speicher